Seit 2002 gibt es sie schon, die Aktion des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, den Weihnachtsmann zu verbannen, um den heiligen Bischof Nikolaus als den wahren („richtigen“) Weihnachtsmann wieder in den Vordergrund zu rücken. Auch im November 2018 gab es wieder solche Aktionen. Ich gebe zu, diese Aktionen empören mich immer wieder, als gäbe es in der Welt keine anderen Probleme.
Prominente Befürworter sind neben einigen katholischen Würdenträgern auch Nina Ruge und Peter Hahne. Im Mittelpunkt der Aktion des Bonifatiuswerkes stehen Aufkleber (auch als download wie im Logo nebenstehend), mit denen ganze Distrikte zu weihnachtsmannfreien Zonen erklärt werden, z.B. in Erlangen und jetzt auch in Düsseldorf, Passau und Berlin. Inzwischen gibt es den Nikolaus aus Schokolade, als PC-Spiel, es gibt Nikolaus-Bastelbögen und weihnachtsmannfreie Webseiten (www.weihnachtsmannfreie-zone.de). Gleichzeitig wendet sich die Aktion gegen den weihnachtlichen Konsum (und die Werbung dafür) und plädiert für ein neues (vor-)weihnachtliches Bewusstsein mit der Besinnung auf alte Werte und Tugenden.
Aber was ist so inakzeptabel am Weihnachtsmann, dass er so geächtet werden soll? Und wie erkläre ich meinen Enkelkindern, dass der heilige Nikolaus (um den sich ja auch viele Legenden ranken) nun gleich zwei Mal, nämlich am 6. und am 24. Dezember die Geschenke bringt? Dabei erscheint der Weihnachtsmann mit langem weißen Rauschebart in rotem Gewand doch als freundlicher älterer Herr, der nicht mal soviel anders aussieht als der heilige Nikolaus.
Den Weihnachtsmann als Symbolfigur für Vorfreude und Geschenke am Heiligen Abend wird man hoffentlich so schnell nicht loswerden, schließlich hat er sich (wie das Christkind) als „protestantische Alternative“ zum katholischen Nikolaus (dem „richtigen“ Weihnachtsmann) entwickelt und wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts als Werbefigur eingesetzt.
Nein, einen Religionsstreit um die Weihnachtsfiguren soll es hier nicht geben, das sollen Eltern, Großeltern und Enkelkinder selbst entscheiden, welche Bräuche und Traditionen sie pflegen wollen. Ich möchte nur nicht, dass meine Enkelkinder, die noch an den Weihnachtsmann glauben, bevormundet werden und dass sie weiter unbefangen den Text von Hans von Fallersleben (1840) singen können: „Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben …“. Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind haben bisher friedlich nebeneinander existiert. Den Konsumrausch in jedem Dezember wird man durch die Erklärung von weihnachtsmannfreien Zonen gewiss nicht eindämmen können.
Ich wünschen allen Leserinnen und Lesern mit dieser wiederholten Geschichte aus den Vorjahren ein frohes und friedliches Weihnachtsfest (mit Nikolaus, Weihnachtsmann oder Christkind) und ein gutes Neues Jahr .